Chronik 2020 – Gedenktage, Ereignisse, Geburtstage, Todestage

Vor 850 Jahren – 1170 ...
… am 3. März erteilte Kaiser Friedrich I. Barbarossa in Friesach dem Abt Wernher von St. Lambrecht das Recht, „in seinem Dorfe Chovelach mit dem Weiler Weyern nach eigenem Gutdünken und zum Vorteil der Kirche einen Markt zu errichten mit beliebigen Freiheiten.“ Dies lässt darauf schließen, dass „Chovelach“ einen nicht unbedeutenden Siedlungskern besaß.

 

Vor 840 Jahren – 1180 …
… gliederte Friedrich I. den heutigen Bezirk Voitsberg dem neuen Herzogtum Steiermark (Styriae) ein.

 

Vor 550 Jahren – 1470 …
… erhob Kaiser Friedrich III auf Bitten „seines lieben und getreuen Ritters Andrä von Greißenegg“, als er sich im Franziskanerkloster in Lankowitz aufhielt, „das Dorf(?) Köflach mitsamt dem Örtlein Weyern von neuem zu einem Markt und erteilte den Bewohnern desselben das Markt- und Bürgerrecht mit einem Wochenmarkt am Samstag und zwei Jahrmärkten, der eine am Magdalenentage, der andere am Kirchweihtage mit aufgerichteter Freyung, 14 Tage vorher und 14 Tage nachher“. Da diese Marktfreiheit nur in einer Kopie vorlag, wurde ihre Echtheit immer wieder bestritten, solange die Urschrift nicht beigebracht werden konnte, und der Streit um Standgeld, Mautrecht und Weinfürfahrt ging zwischen dem „herrschaftlichen Markt“ d.h. dem Kloster St. Lambrecht angehörigen Köflach und der landesfürstlichen Stadt Voitsberg weiter.

 

Vor 540 Jahren – 1480 …
… wurde die Steiermark von 2 Haberschreckh, Türken und Pestilenz“ heimgesucht. Bei uns dürfte jedoch nur die Pest ihre Opfer gefordert haben. Dass die Heuschrecken „groß wie Meisen und Zeisige“ auf ihren Zügen auch die Fluren um Köflach kahlgefressen hätten, wird uns nicht berichtet.
 

Im Hochsommer gab es Türkenalarm, als diese mit „einem ungeheuren Heer“ aus Kärnten über Obdach in die Steiermark eindrangen und „ganz gottserbärmlich“ wüteten. Sie kamen aber nur bis Pack, wo sie am Laurenzi-Abend (10. August) „das Kirchlein, dessen Schätze und den Weiler verbrannten und die ganze Gemeinde erschlugen oder wegführten“. Die Türken zogen dann nicht nach Graz, sondern über die Almen nach Knittelfeld weiter. Die Köflacher waren wohl tagelang „in Angst und banger Sorge“, blieben aber – auch weiterhin – von den Türken verschont.

 

Vor 520 Jahren – 1500 …
… bestanden in Köflach schon sechs Mühlen, drei Tavernen, zwei Schmieden und mehrere Kürschner neben den für den täglichen Gebrauch wirkenden Handwerkern wie: Fleischhauer, Bäcker, Schuster, Weber u.a. Man zählte 59 Besitzungen (samt dem Pfarrhof).

 

Vor 450 Jahren – 1570 …
… brachte eine Missernte große Hungersnot. Die Leute mussten ihr Brot aus Baumrinde und Eicheln backen.

 

Vor 380 Jahren – 1640 …
… wütete der „Schwarze Tod“ in Köflach und hielt reiche Ernte. Der heutige Ortsteil Pichling soll damals fast entvölkert worden sein. Der Pestfriedhof aus jener Zeit soll sich auf dem Weg zwischen Hasendorf und Pichling befunden haben. Daran erinnerte die im Laufe der Zeit in Vergessenheit geratene Bezeichnung eines Feldes als „Friedhofsacker“.
 

1640 wurde auch die Rinderpest eingeschleppt. Ein großes Viehsterben, dem die Leute wehrlos gegenüberstanden, setzte ein. Der sonst so fröhlichen Bevölkerung bemächtigte sich damals „eine gar arge Verzagtheit“.

 

Vor 220 Jahren – 1800 …
… richtete ein Köflacher Bürger eine wöchentliche Botenfahrt nach Graz zur Beförderung von Personen und Übernahme von Aufträgen ein. (Ob sich der sogenannte „Grazer Bote“ auch mit der Beförderung von Briefen befasst hatte, ist nicht erwiesen). Einige Jahre später geriet er unter die Räder seines Wagens und starb. „Damit war Köflach seiner ersten Post verlustig.“

 

Vor 210 Jahren – 1810 …
herrschte im Herbst im ganzen Bezirk Voitsberg wieder große, aber freudige Aufregung: Kaiser Franz I. und seine Gemahlin beabsichtigten, über die Pack und Köflach nach Graz zu reisen. Da die Straßen von der Höhe bis ins Tal durch Regengüsse arg zerstört waren, musste innerhalb von 8 Tagen und mit Hilfe von Soldaten eine „erträgliche Fahrbahn“ geschaffen werden. Im alten „herrschaftlichen Schlössl“ nahm das Herrscherpaar ein einfaches Mittagessen ein und fuhr mit frischen Pferden erst nach Lankowitz, dann über Köflach und Voitsberg weiter nach Graz.
 

Dies war für längere Zeit das letzte große Ereignis im Bezirk. Nun kamen die sieben mageren Jahre für Köflach und das ganze Kainachtal.

 

Vor 170 Jahren – 1850 …
… erfolgte am 1. August die Verlegung aller Ämter und Behörden nach Voitsberg.

 

Vor 160 Jahren – 1860 …
… fand am 3. April die feierliche Eröffnung der Graz-Köflacher-Bahn statt. Die Eisenbahn brachte reges Leben in den einst so stillen Markt. Durch die Erschließung weiter Kohlenfelder und die Anlage moderner Eisenwerke kamen immer mehr Menschen aus nah und fern nach Köflach. 20 Neubauten entstanden im Jahr. In der Bahnhofstraße wurden in den siebziger Jahren die an italienische Vorbilder gemahnenden schönen Häuser erbaut.

 

Vor 130 Jahren – 1890 …
… forderte eine epidemisch auftretende Influenza zahlreiche Todesopfer.

 

Vor 110 Jahren – 1910 …
… erstrahlte am Silvesterabend um Mitternacht in Wohnungen, in der Pfarrkirche und in den Hauptstraßen das elektrische Licht.

 

Vor 100 Jahren – 1920 …
… baute die GKB (Graz-Köflacher-Eisenbahn und Bergbaugesellschaft) eine Kleinbahn mit 60 cm Spurweite, die Kohlen in die Glasfabrik und Kalksteine zum Kalkofen nach Köflach brachte, um den großen Steinbruch in Gradenberg besser ausnützen zu können. Sie wurde 1949 eingestellt.
 

… trat bald nach dem Auftrieb auf die Stubalm unter den Rindern die Maul- und Klauenseuche in heftiger Form auf. Sie wurde jedoch verheimlicht und nach einer Tanzunterhaltung (mitten im Seuchengebiet) weithin verschleppt. Manche Besitzer trieben ihr Vieh heim und brachten dadurch die Seuche in den Hausstall. Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine, ja sogar das Hochwild wurden von der Seuche ergriffen. In Köflach wurde kein Bauer davon verschont. Mancher verlor den ganzen Viehbestand.
 

… am 10. November trat die neue Verfassung in Kraft. Österreich wurde eine demokratische Republik und ein Bundesstaat.

 

Vor 90 Jahren – 1930 …
… erfolgte am 23. September der Spatenstich zum Bau der „Packer-Höhen-Straße“, einer Kurzverbindung zwischen Graz und Klagenfurt (heute Packer Bundesstraße).

 

Vor 70 Jahren – 1950 …
... lud Bürgermeister Zach im Fasching „alle Köflacher über 70“ zu einem vergnügten Beisammensein ein, das als Dank für die geleistete Arbeit der Senioren unserer Stadt gedacht war. Sie wurden vom Gemeinderat reichlich bewirtet und eine beliebte Kapelle spielte ihnen zum Tanz auf. Dieser „Ball der Siebzigjährigen“ fand so großen Anklang, dass er in Köflach zur Tradition und in vielen steirischen Orten nachgeahmt wurde.

… konnte im Februar die neue Betonbrücke über den Gradnerbach, die sogenannte „Bohmannbrücke“, auf der stark frequentierten Straße zwischen Köflach und Piber dem Verkehr übergeben werden.

… wurde im Herbst auch ein weiteres dringendes Bauvorhaben der Stadt begonnen: ein modernes Schulgebäude für die Knaben. Im Oktober 1951 war bereits der erste Bauabschnitt, die Volksschule, beendet.

 

Vor 50 Jahren – 1970 …
...  wurde am 1. Jänner die Expositur Köflach das selbständige „Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Köflach“.

 

Vor 30 Jahren – 1990 …
… am 1. März nahm der Bürgermeister auf den Zigöllergründen mit einem Vertreter der Siedlungsgenossenschaft „ennstal“ den Spatenstich zur Errichtung einer Wohnanlage mit 350 Wohnungen vor. Der Akt zählt zu den Bemühungen der Stadthoheit, Lebensraum zu schaffen und zu verbessern.

… feierte am 22. April Kanonikus Franz Narnhofer, Stadtpfarrer zu St. Magdalena, in Konzelebration mit 13 Amtsbrüdern in einem Festgottesdienst vor einer unübersehbaren Schar von Gläubigen und Gratulanten sein 50jähriges Priestertum.

… wurde am 1. Juni in der Judenburgerstraße der erste Bauernmarkt eröffnet. Seit einigen Jahren vermarkteten Landwirte ihre Eigenerzeugnisse in Köflach auf behelfsmäßige Weise auf verschiedenen Plätzen. Mit der Einrichtung der Fußgängerzone konnte der Freiverkauf von Nahrungsmitteln aus den Autoabgasbereichen in die Fußgängerzone verlegt werden.

… war der 6. Juli nicht nur für die Gemeinde Rosental, sondern für die gesamte Weststeiermark ein denkwürdiger Tag. Um 12 Uhr wurde im Bergbau Karlschacht-Grube der letzte Hunt mit Kohle nach Obertag befördert. Ein Kapitel steirischer Arbeiter- und Industriegeschichte ging mit diesem Akt zu Ende.


Während die GKB in Rosental den letzten steirischen Untertagebau stilllegte, gab sie im westlichen Revier den Badesee der „Freizeitinsel Piberstein“ für einen probeweisen Badebetrieb frei.

… in der ersten Novemberhälfte legte das Stadtmuseum in der Alois-Geißler-Straße auf dem Besitz der Familie Konrad während einer archäologischen Grabung Spuren frei, die den Schluss auf einen Siedlungsplatz zulassen, der im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christi zur Zeit der römischen Verwaltung von einer bodenständigen Bevölkerung benützt worden war.

 

 

Auszüge aus Köflach von Erika Iberer, erschienen im Verlag für Sammler, Graz, 1992.